Francis Bacon

Francis Bacon (1909 – 1992

1909 – 1926
Francis Bacon wird am 28. Oktober 1909 in Dublin als eines von fünf Kindern geboren. Seine Eltern sind Engländer und Teil der anglo-irischen Oberschicht.
Irland war damals in einen brutalen Unabhängigkeitskampf verwickelt. Früh macht Bacon die Erfahrung von Gewalt. "Nun ja, ich bin in Irland geboren ... und protestantisch aufgewachsen. Ich wurde als wütender Protestant erzogen. Natürlich ohne jeden Glauben. Die meisten Menschen, die einen religiösen Glauben haben, sind viel interessanter als Menschen die nur so durchs Leben treiben. Andererseits kann ich nicht anders, als die, die in völliger Verlogenheit leben, und für mich tun sie das mit ihren religiösen Ansichten, zwar zu bewundern, aber auch zu verachten."
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird der Vater ins Kriegsministerium nach London berufen. Die folgenden 10 Jahre sind von häufigem Wohnortswechsel geprägt. Die Familie lebt abwechselnd in Dublin und in London.
Mit 16 Jahren wird sich Bacon seiner Homosexualität bewusst. "Mein Vater und meine Mutter waren angeekelt von mir, als ich 16 war, denn ich liebte Jungen. ... Mein Vater schickte mich zu seinem Freund. Der war ein Züchter von Rennpferden. Aber er verliebte sich in mich und brachte mich nach Berlin. Nach Berlin war ich komplett verdorben."
1927 – 1929
Im Sommer 1927 geht Bacon für einige Monate nach Paris, besucht Ausstellungen (Léger, Miró, Ernst, de Chirico, Soutine, Picabia) und lernt französisch. In der Galerie Rosenberg sieht er Arbeiten von Picasso, die ihn beeindrucken und "Grund für mein Malen sind."
1928 kehrt er nach London zurück, bezieht zwei kleine zu einem Atelier umgewandelte Räume über einer Garage in South Kensington und organisiert Ausstellungen mit Teppichen und Möbeln aus Stahl und Glas nach eigenen Entwürfen - inspiriert von Künstlern wie Marcel Breuer, Le Corbusier und Eileen Gray. "Ich blicke ohne jede Freude darauf zurück. Meine Designs waren nie gut."
1930 – 1941
Im November 1930 lernt er den australischen Maler Roy de Maistre kennen. Dieser entdeckt sein Talent und ermutigt ihn zu malen. 1933 malt Bacon seine erste Kreuzigung. Unter de Maistres Obhut widmet er sich ganz der Malerei und entwickelt seinen eigenen Stil.
Im Rahmen der Ausstellung "Art Now" der Londoner Mayor Gallery wird Bacons Werk "Kreuzigung" (1933) ausgestellt und in einem Buch reproduziert. Der Sammler Michael Sadler erwirbt erste Bilder. 1934 organisiert Bacon seine erste Einzelausstellung mit ölbildern und Gouachen im Hause eines Freundes. 1936 werden seine Bilder für eine internationalen Surrealisten-Ausstellung für zu wenig surrealistisch befunden und ausgeschlossen. Im Folgejahr nimmt Bacon an einer Gruppenausstellung junger britischer Künstler teil.
1942 – 1962
Von den gelegentlichen Verkäufen seiner Bilder kann Bacon nicht leben. Eine Weile ist er persönlicher Diener und arbeitet als Telefonist in einem Gentlemen’s Club namens "Bath Club". Hier trifft er den reichen Londoner Geschäftsmann Eric Hall. Hall ist 20 Jahre älter und eine führende Figur des britischen Establishments. Er ist verheiratet und hat 2 Kinder. Aber nichts hält ihn von einer Beziehung zu Bacon ab, die bis in die 50er Jahre andauern soll. Eric Hall bleibt Bacons Hauptgönner.
Zwischen 1942 und 1943 zerstört Bacon seine künstlerische Produktion der vergangenen Jahre fast vollständig. Aus dem Zeitraum 1929–1944 bleiben nur 15 Bilder erhalten. Ab 1944 intensiviert Bacon seine Malerei. Das Triptychon "Drei Studien zu Figuren am Fuße einer Kreuzigung" (1944) entsteht und löst bei einer Ausstellung im Folgejahr heftige Diskussionen aus.
Es folgen diverse Gruppenausstellungen, in denen seine Bilder das Publikum polarisieren. Bis 1950 pendelt er zwischen Monte Carlo und London hin und her, bevor er auf Dauer in die britische Hauptstadt zurückkehrt. Hier unterrichtet er für einige Monate am Londoner Royal College of Art. In dieser Zeit beginnt Bacon seine Papstserien nach einem Motiv des Papstes Innozenz X. von Velazquez.
1952 lernt er Peter Lacy, einen ehemaligen Royal-Air-Force-Piloten kennen. "Bis dahin war ich eigentlich nie in jemanden verliebt", sagt Bacon später. "Natürlich war es von Anfang an die reinste Katastrophe – jemanden so extrem zu lieben, von ihm total besessen zu sein, das ist wie eine grauenhafte Krankheit, die ich nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen würde."
Bacon hat nun verschiedene Einzelausstellungen in London und New York und gestaltet 1954 gemeinsam mit Lucian Freud und Ben Nicholson den Britischen Pavillon auf der XXVII. Biennale in Venedig. Ebenso entstehen Landschaftsbilder, in denen Bacons Bewunderung gegenüber Vincent van Gogh zum Ausdruck kommt. In den nächsten Jahren finden zahlreiche Einzelausstellungen in Italien, England, Frankreich und den USA statt. Das Institute of Contemporary Arts in London organisiert 1955 seine erste Retrospektive. Weitere Retrospektiven durch die Tate Gallery in London (1962), das Guggenheim-Museum in New York (1963) und das Art Institute in Chicago (1963) zeugen ebenso von Bacons wachsender internationalen Bedeutung, wie seine Beteiligung an der Documenta (documenta II 1959) in Kassel. Am Abend vor der Eröffnung der Londoner Retrospektive in der Tate Gallery, im Mai 1962, stirbt Peter Lacy infolge schwerer Krankheit.
1963 – 1992
1963 trifft Bacon den 28jährigen Südlondoner George Dyer. Bacon fand George den schönsten Mann, den er je getroffen hatte. George Dyer wird sein Hauptmotiv. Bacon malt ihn fast obsessiv.
Bacons Ruhm nimmt in der Folgezeit zu. Er erhält mehrere Preise, 1967 den Rubenspreis der Stadt Siegen. Im Jahr 1964 ist Bacon erneut Teilnehmer der documenta III in Kassel. 1971 steht er an der Spitze einer Rangliste der zehn bedeutendsten lebenden Künstlern.
Am 25. Oktober 1971, einen Tag vor der Eröffnung der Bacon Retrospektive im Pariser Grand Palais, stirbt George Dyer in seinem Pariser Hotelzimmer an einer überdosis. Den Tod wird Bacon in verschiedenen Bildern verarbeiten ("Triptychon August 1972"; "Triptychon Mai-Juni 1973").
1975 trifft Bacon Andy Warhol in New York, 1978 Balthus in Rom. Es folgen Retrospektiven in der Kunsthalle Düsseldorf (1972), im Metropolitan Museum of Art in New York (1975), in der Tate Gallery in London (1985), in der Staatsgalerie Stuttgart (1985) sowie in der Nationalgalerie in Berlin (1986); dazwischen größere Ausstellungen in Spanien, Japan und Amerika und Beteiligungen an der documenta 6 (1977) und der DOCUMENTA IX (1992) in Kassel.
Als einer der wenigen westlichen Künstler erhält Bacon eine Ausstellung in der Tretjakow-Galerie in Moskau.
1991 reist er zum Besuch der Velazquez-Ausstellung im Prado nach Madrid.
Am 28. April 1992 stirbt er nach einem Herzinfarkt in Madrid.
1992 ff
1998 vermacht John Edwards, letzter Lebensgefährte und Erbe von Francis Bacon, das winzige Atelier an der Reece Mews, der Municipal Gallery in Dublin. Nur wenige Gäste erhielten während all der Jahre Einblick in die chaotisch anmutende Arbeits- und Lebenswelt des Künstlers.
Bei einer Auktion in New York wechselt am 14. Mai 2008 Bacons Werk "Triptych, 1976" für 86,3 Millionen US-Dollar den Besitzer. Es gehört damit zu den teuersten Gemälden der Welt.
Trotz all der Mythen um seine Person bleibt Bacons Leben ein Rätsel. Er erzählte fast nichts über seine Familie. Weder von seinem frühen Leben noch von seinen prägenden Jahren als Maler weiß man viel.
"Ich habe gemalt, um geliebt zu werden."
Mona Fossen


Werke

Francis Bacon, nach

10. Francis Bacon

(Dublin 1909 - 1992 Madrid)

nach "Œdipe & the Sphinx after Ingres, 1983"

(Oedipus & die Sphinx nach Ingres, 1983)

Farblithographie 1984

127,7 x 89,5 cm Abb. 117 x 86 cm

Auflage ca. 150 Exemplare

Tacou 17

[18679]


Leben & Werk

Francis Bacon

" ... ich bin ein sehr optimistischer Mensch." "Ich fände es schön, das Leben zu feiern, und ich denke auch immer, dass ich das tue. Aber dann kommen die Neurosen meines Jahrhunderts dazwischen, die Neurosen der Zeit, in der ich lebe." Dies sagt der irische Maler Francis Bacon (Dublin 1909 – 1992 Madrid) 1991 in einem Interview kurz vor seinem Tod. Es ist ein Statement, das die konträren psychischen als auch künstlerischen Dispositionen Bacons widerspiegelt.

1945 löst das Triptychon "Drei Studien zu Figuren am Fuße einer Kreuzigung" (1944) einen ersten Skandal aus und auch ein großer Teil des folgenden Œuvres zieht das Publikum aufgrund der singulären Maltechnik, aber vor allem aufgrund der unmittelbaren und oft gewalttätigen Ausdruckskraft in den Bann. Den abgründigen, erschütternden Gemälden stehen der Gentleman und belesene Bacon mit seiner Korrektheit gegenüber, der keineswegs die Absicht hat, nur die dunkle Seite der menschlichen Existenz darzustellen. "Ich setze mich nur damit auseinander, wie das Leben allgemein ist." Und für Bacon ist es ein Leben mit "viel Krieg": Als Kind erlebt er den Ersten Weltkrieg, im Teenageralter leidet er unter seiner Homosexualität – die er auch später noch als "Gebrechen" bezeichnet, im Zweiten Weltkrieg birgt er als Sanitäter die Verletzten der Bombenangriffe auf London. Zweimal verliert er nach langjähriger Beziehung einen Liebespartner, erst Peter Lacy, dann George Dyer. Er lebt ein Leben im Exzess zwischen Atelier, Bar und Casino, zwischen Sadomasochismus, Drogen- und Alkoholkonsum, behält jedoch stets seinen ungewöhnlich scharfen Verstand und große Diszipliniertheit bezogen auf seine künstlerische Tätigkeit.

Francis Bacon ist Maler. Dennoch entscheidet er sich wahrscheinlich Anfang der 1970er Jahre dafür, zeitgleich oder kurz nach Entstehung Lithographien und Radierungen in limitierter Auflage von seinen Gemälden anfertigen zu lassen. Mit seiner eigenhändigen Signierung und Nummerierung dieser graphischen Arbeiten unterstreicht er seine Wertschätzung für die entstandenen Lithographien, Aquatintaradierungen und Offsetlithographien.

Isoliert im Zentrum seiner Arbeiten steht entweder ein Tier oder Kadaver, ein Portrait, doch meist die menschliche Kreatur, die in ihrer häufig verkrüppelten, torsohaften und blutig-fleischigen Erscheinung zum Ausdruck extremer Gewalt, Sexualität und schicksalhaften Daseins wird. In einem nicht näher zu bestimmenden Raumgefüge entstehen Szenen voller Dynamik, Unschärfe und partieller Unkenntlichkeit, die selbst in den berühmten Triptychen selten einen narrativen Charakter haben, sondern vielmehr einzelne Fassetten der Baconschen Wirklichkeit wiedergeben.

Der überzeugte Autodidakt Bacon hat sich intensiv mit der Kunstgeschichte auseinandergesetzt. Als er 1927 in Paris eine Ausstellung von Picasso sieht, ist er tief von dessen klassischen Zeichnungen beeindruckt. Ebenso spiegeln sich Werke des Expressionismus, Surrealismus, der Romantik, des späten Goyas, Michelangelos oder Rembrandts in seinen Arbeiten wieder. Fotografien, beispielsweise die Bewegungsstudien von Muybridge, Aufnahmen von Athleten, Freunden, Geliebten oder ihm selbst, verarbeitet er ebenfalls in seinen menschlichen Studien.

Trotz aller Bezüge bleibt sein Œuvre im Technischen wie Inhaltlichen singulär. Vom Beginn seiner Karriere bis heute hat das Wrerk von Francis Bacon generationenübergreifend Faszination ausgelöst. Seine Arbeiten mögen viele schockieren, doch berühren sie spätestens nach genauerer Betrachtung in ihrer Schonungslosigkeit das existenziell Menschliche in uns.


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